Seit vielen Jahren verfolge ich
das Schaffen von Josef Florian Krichbaum mit großer Freude. Er ist einer der wenigen Künstler unserer Zeit, die sich an der altmeisterlichen Technik der Malerei orientieren und poetische Bildergeschichten erfinden. Entstanden anfangs eher kleinformatige Werke, bewältigt der Künstler heute auch große Formate mit der gleichen malerischen Qualität und Erzähldichte, die an Franz Sedlacek und den Magischen Realismus der Neuen Sachlichkeit denken lassen.
Schon der Vorbereitung des Maluntergrunds widmet er eine heute unübliche Akribie und Fürsorge. Mit der gleichen Akribie und einem besonderen Blick fürs Detail entstehen wunderbare Bilder, die den Betrachter magisch anziehen, ja ins Bild hineinziehen. Es sind eigentümlich seltsame Bilder, die sich in einer Art Zwischenwelt bewegen. Man kann diese Bilder nicht flüchtig im Vorbeigehen aufnehmen, nein, man muss schon genau hinschauen, dann erschließt sich eine phantastische Welt: da tummeln sich die unterschiedlichsten Gestalten menschlicher und (über-) menschlicher Natur, meist in Gruppen, in phantastischen Landschaften. Wächter, die über die Natur und die Menschen wachen sollen, wanken – allzu menschlich – betrunken aus einem Stadttor. Das Floß der Medusa von Thédore Géricault wird kurzerhand zu einer Schlittenfahrt im Schnee. Doch wohin geht die Fahrt? Es ist nicht nur eine Vergnügungsfahrt, hat man doch Teppiche, Kleider, Bücher und Proviant aufgeladen. Und wer hisst schon Flaggen auf seinem Schlitten?
Man spürt die Lust des Künstlers an der Darstellung absurder Situationen, übertriebener Körperhaltungen und ungewöhnlicher Perspektiven. Hinter der Heiterkeit, die die Bilder grundsätzlich ausstrahlen, liegt aber der kritische Blick des Künstlers auf die Natur, die Gesellschaft und wie wir miteinander umgehen. Mit feinem Pinsel und leisen Tönen will er uns das vor Augen führen. Schauen wir mit ihm!
Mag. Elisabeth Dutz | Sammlung der Österreichischen Nationalbank
aus: Der magische Realismus des JFK
Kleinformate: Micro-Gemälde
Als Micro-Gemälde bezeichne ich Malereien, die die ohnehin miniatürliche Tendenz meiner „normalen Kleinformate” noch einmal deutlich unterschreiten:
Oft nicht sehr viel größer als eine Briefmarke stellen sie eine besondere Herausforderung für die Augen und die ruhige Hand dar. Auch sie werden, wie alle anderen Bilder, mit freiem Auge gemalt, mit der Lupe wird dann höchstens kontrolliert. Diese Art zu arbeiten ist ein ganz eigenes Fieber und steht für mich im spannenden Kontrast zum sehr Großformatigen. Thematisch bleibe ich meiner Welt treu, die Bilder sind aber oft „luftiger“ und witziger, als die größeren Bilder mit stark psychologischer Tendenz.
Micro-Gemälde